Aufruf – Mahnwache zur Verkehrswende

Mai 30, 2021
Stopp dem Klimawandel

Klar zur Verkehrs-Wende!
Protest-Aktion am 5. Juni am Fährhafen Neu Darchau


Bei einem bundesweiten Verkehrswende-Aktionstag wird am 5. Juni gegen den Bau neuer Straßen protestiert. Auch in Neu Darchau: Ab 14 Uhr findet am Fährhafen eine “Musikalische Mahnwache” gegen den Bau der Elbbrücke statt. Motto: TanJA ZUR VERKEHRSWENDE.

Die Gletscher schmelzen, Lappland taut auf, Wetterkapriolen lassen Landwirte verzweifeln – einerseits ist der Klimawandel auch für uns Europäer in zunehmendem Maße zu erleben, für manche auch schon drastisch spürbar.
Andererseits verordnet Spanien innerorts Tempo 30, verbietet Frankreich Kurzstreckenflüge und verlangt das Bundesverfassungsgericht von der deutschen Politik mehr Tempo bei der Reduzierung des CO2-Austoßes. In weiten Teilen der Politik ist das Bewusstsein für notwendige Verhaltensänderungen also längst gereift. Was indes fehlt, sind konkrete Maßnahmen.

Allein der Verkehrssektor wird innerhalb der nächsten acht Jahre den Ausstoß von Treibhausgasen von heute 146 Millionen auf dann 85 Millionen Tonnen pro Jahr fast halbieren müssen – um ihn nach 2030 schrittweise weiter zu verringern. Eine Mammutaufgabe, für deren Lösung heute noch allenfalls Versprechen und Visionen bereitstehen.

Ablauf der “Musikalischen Mahnwache” in Neu Darchau

  1. Juni, ab 14 Uhr, Fährhafen, Neu Darchau
  • Plattdeutsche Lieder von “Muul Op” bzw. Kurt Herzog solo
  • Redebeitrag Dieter Kirst-Thies, BI “Ja zur Fähre – Nein zur Brücke”
  • Redebeitrag Dagmar Schulz, Landratskandidatin Lü-Dan. (parteilos)
  • Redebeitrag Martin Donat, Vorsitzender BI Umweltschutz Lüchow-Dbg.
  • Lieder und Texte von Doris Krohn und Alfons Bock

Moderation: Doris Krohn

Es wird begrenzt Getränke und diverse Infostände geben. Und ganz viel Raum für Gespräche. Wer mag, bringt sich auch selbst etwas mit.

Ohne ein Umschwenken, auch in der Verkehrspolitik, werden wir den Klimawandel nicht begrenzen können, wird die Erde ausgelaugt, bis sie dem Menschen nichts mehr zum Überleben bieten kann. Eigentlich wissen wir das seit 50 Jahren. Dort wurden uns die „Grenzen des Wachstums“ drastisch aufgezeigt. Getan wurde seitdem wenig. Deshalb ist das Urteil des Bundeverfassungsgerichts von Ende April um so mehr zu begrüßen. Sinngemäß hatte Karlsruhe die Bundesregierung aufgefordert, Ressourcenverbrauch und negative Umwelteinflüsse heute so weit einzuschränken, dass künftigen Generationen ein lebenswertes Dasein und das Dasein überhaupt noch möglich ist.

Dabei wird es auf dem Weg zur Klima“neutralität“ auch ökonomisch viele Gewinner geben, denn wir werden das Ziel ganz ohne grüne Technologie nicht erreichen. Ärgerlich ist allerdings, dass momentan noch die perspektivischen Verlierer der unausweichlich notwendigen Veränderung die Geschicke dieser Welt bestimmen: „Konservative“. Und zu denen darf man leider auch heute noch die meisten zählen, die sich heute in Politik und Verwaltung um Verkehrsplanung kümmern.

Mobilitätskonzepte müssen heute anders aussehen

Wie anders ist zu verstehen, dass sich trotz immer schneller fortschreitenden Klimawandels die deutsche Verkehrspolitik und der hierzulande ungebremst betriebene Verkehrswegebau fast ausnahmslos am Individualverkehr, sprich Auto, orientieren? Wo ist das Tempolimit auf der Autobahn? In der Schweiz! Wo sind die Fahrrad-Schnellwege? In Kopenhagen! Und wo die „Shared Spaces“ für alle Verkehrsteilnehmer? In Holland!
Die Konzepte sind da, die wissenschaftlichen Erkenntnisse über ihre Wirksamkeit liegen vor. Die Nachweise wurden in Modellversuchen auch in Deutschland längst erbracht – und dennoch wird im Land mit der höchsten Autobahndichte und mit einem extrem fein verästelten Straßennetz fleißig weiter in Asphalt investiert. Auch in unserer Region. Nein: gerade in unserer Region!

Denn was uns durch die Zonenrandlage jahrzehntelang erspart geblieben war und uns nun in der Klimadebatte geradezu zur Modellregion machen könnte, soll offenbar noch schnell – bevor gar nichts mehr geht – an den Rest des Landes angeglichen werden. Die Planung von Autobahnen wie der A39 (Lüneburg – Wolfsburg) und der A14 (Schwerin – Magdeburg – Dresden) sowie der vierspurigen Bundesstraße B190n als Querverbindung zwischen beiden Betonpisten lassen den Geist der 90er-Jahre aus den Amtsstuben an die Grenzen des Wendlands wehen. Natürlich wird das den Druck auch auf hiesige Straßen erhöhen, und willfährige Politiker/-innen und Beamt/-innen sind jetzt schon fleißig mit der Planung der Elbbrücke in Neu Darchau und mit der „bedarfsgerechten“ Sanierung der Kreisstraße zwischen Pudripp und Sallahn (K8) beschäftigt. Im ersten Fall zu Lasten des Biosphärenreservats, im zweiten unter Abholzung von 80 Allee-Birken. Welch fatale Signale an die nachfolgenden Generationen! Sie werden uns unweigerlich und völlig zu Recht die bohrende Frage stellen: „Was hast Du dagegen getan?“

Wir weisen hin, wir erheben unsere Stimme, wir demonstrieren, wir klagen vor Gericht und wir mahnen. Am 05.06.2021 auf der Wiese am Fährhafen.